Donnerstag, 7. Mai 2015

Back to Auckland, back to Germany

Wir suchen uns nochmal ein Camp am Strand und übernachten in Waihi Beach. Auf dem Weg nach Auckland kreuzen wir noch rüber zur Westküste, zum Karioitahi Beach. Hier wird oft und gern geflogen, heute natürlich nicht. Trotzdem schön, wir rollen weiter in die Großstadt, gehen ins Museum. Noch ein wenig Bildung und Kultur zum Abschluss. Der letzte Halt ist Manukau, ein Zweckplatz, hier werden wir alle Reste los, öffnen nochmal die Schleuse und lassen das Dreckwasser raus. Die Schleusen öffnet auch der Himmel, es regnet die ganze Nacht, als wolle man uns nun auch endlich loswerden. Bei Britz wird der Blitz problemlos zurückgenommen. Trotz Beule am Heck und Schürfwunden am Kopf. Ein Shuttle steht bereit, er bringt uns zum Abflugschalter, bei Singapore Airlines geht alles superzügig, auch am Sicherheitscheck ist man freundlich und flink. So kann das eben auch gehen. Bald werden wir wieder auf mufflige und genervte deutsche Halbbeamte treffen, ich freue mich schon riesig auf den freundlichen Empfang in Frankfurt und Dresden. Kleiner Kassensturz: 3740km gefahren, 2800 Euro Flugkosten, 2240 Euro für das Wohnmobil, ganz knapp 2000 Euro für laufende Ausgaben (Futter, Sprit, Stellplatz, eben alles).








Mittwoch, 6. Mai 2015

Tauranga, The Mount


Nachdem wir nun über eine Woche nicht in die Luft gekommen sind, steuern wir heute unsere quasi letzte Chance ein zweites mal an: Tauranga bzw. den Mt Maunganui. Es wird Nordwind versprochen, ab mittags sehr ordentlich. Wir verlassen Rotorua im dichten Nebeldunst mit leichtem Schwefelgeruch. Früher als gewöhnlich, um 8 schnippst der Britz-Blitz heute schon über den Asphalt. Kaum angekommen erwartet uns Sonnenschein und ein laues Lüftchen aus der falschen Richtung. Kann das sein? Wir warten, setzen uns an den Strand, irgendwann reichts mir, ich kraxel auf den 230m Hügel, kann auch oben auf den richtigen Wind warten. Robert lümmelt lieber noch am Strand rum. In der Tat setzt sich zwei Stunden später der Nordwind durch, es wird besser. Ich lasse einen Amerikaner vorfliegen, der sich später als Profi entpuppt. Er hat auch einen Prototypen Gleitschirm dabei. Dann traue ich mich auch, es ist super, endlich wieder in der Luft, irgendwann sehe ich auch Robert den Startplatz erreichen und abheben. So hängen wir eine ganze Weile ab, bis eine größere Wolke Ungemach verspricht und der Wind deutlich zunimmt. Wir landen. Später stiefeln wir erneut hoch und dürfen obengenannten Crack und eine Handvoll andere Irre bei ihren Kunststückchen mit Speedglidern beobachten. Beeindruckend, aber auch ganz schön verrückt. Der Wind ist und bleibt viel zu fett für uns, wir treten nicht ganz unzufrieden kurz vor Sonnenuntergang den Weg nach unten an. Und hier noch ein paar Fakten für den nächsten Quizabend: Neuseeland ist insgesamt (beide Inseln zusammen) etwa 270.000qkm groß (Deutschland 357.000), hat aber nur 4,5 Millionen Einwohner (dafür 31 Millionen Schafe). Wenn man in Auckland buddelt kommt man theoretisch irgendwo bei Gibraltar raus. Auckland ist viel näher am Äquator als Dresden (36˚/51˚). Und: der Strudel in der Badewanne dreht sich auf der Nord- und Südhalbkugel in eine zufällige Richtung. :-)








Dienstag, 5. Mai 2015

Te Mata Peak #2, Napier

Die doofe Prognose sieht für nachmittags gut aus. Wie immer.
Bis dahin ist noch ne Menge Zeit. Wir fahren nach Napier rein, eine Stadt, die durch ein Erdbeben vor ca. 100 Jahren fast zerstört und dann originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Schicke Art Deco Häuser und ein Possum-Museum. Possum? Was ist das denn? In mitteleuropäischen Breitengraden auch Opossum genannt und sieht aus wie  eine Mischung aus Katze und Marder. Niedlich, flauschiges Fell, große Kulleraugen. Und davon gibt es hier ca 70 Millionen Stück. Bei 4 Mio. Einwohnern! Und die Viecher fressen alles kahl. Bäume, Plantagen, Wälder, Felder, ...
Deswegen werden die gejagt und sind für jedermann zum Abschuss freigegeben. Man kann sich pro Tier bis zu 18 Dollar verdienen. Und aus deren Fell werden dann ganz kuschelig warme Socken, Handschuhe und Pullover gemacht.
Das Museum ist absolut authentisch. So ist z.B. eine fünfköpfige Possum-Combo zu sehen, die auf Knopfdruck einen Countrysong spielt. Wir schlendern nach dem Wissensschub noch durch die Stadt und fahren dann zum Cape Kidnappers, einer Steilhangbucht mit breitem Sandstrand, keinen Leuten, aber Unmengen an Muscheln.
Wie der Rest des Tages und dem erhofften Eintreten der Prognose ausgeht, könnt ihr euch ja sicher denken.






Montag, 4. Mai 2015

Te Mata Peak

Unsere Erschöpfung kurieren wir mit langem, tiefen Schlaf und finden erst kurz vor 9 Uhr in die reale Welt zurück. Die Muskeln, Knochen und Gelenke sind noch nicht zu 100% einsatzbereit. Die entspannen wir im 40 Grad warmen Mineralbad und treten dann die Fahrt Richtung Napier an. Das liegt an der Ostküste und gleich daneben die grandiose Te Mata-Klippe. Eine 399 Meter hohe, extrem steile Wand und unten eine riesige grüne Wiese, die nur durch grasende Schafe weiß gesprenkelt wird. Wie so oft passt der Wind trotz guter Prognose nicht. Wir warten, suchen nach Alternativen, hoffen. Die Sonne geht unter.
Wiedermal nix.  Dafür kommen wir auf dem Weg zum Campingplatz an einem Supermarkt vorbei, der von aussen unscheinbar, von innen aber in die Kategorie KaDeWe gehört. Unendliche Fleisch-und Frischfischtheken, frische Backwaren, riesige Auswahl an Törtchen, Obst und Gemüse aus fernen Ländern und zum ersten Mal eine vernünftige Käsetheke. Wir können fast allem widerstehen, nur die frische Lammhaxe (1,3kg) muss mit. Auf dem Campingplatz dann scharf auf dem Grill angebraten und noch ne Stunde mit Rosmarin in den Ofen. Dazu gibts frischen Rucolasalat.



Sonntag, 3. Mai 2015

Tongariro #2 (Mt Ngauruhoe)

Heute soll unser Tag werden, wir übernachten wieder im Whakapapa Holiday Park, treffen uns mit Glenn und sind froh, dass er zwar älter als wir, aber sehr locker und cool drauf ist. Er fährt einen uralten Toyota Land Cruiser, mit dem man vermutlich die Hälfte des Wanderwegs fahren könnte. Nach der erfolgreichen und schönen Wanderung gestern ändern wir unseren Plan und wollen nun auf den schneebedeckten Gipfel des Mt Ngauruhoe, den großen Bruder vom Mt Tongariro, etwas über 2200m hoch. Wir stehen um sieben auf, fahren auf Glenn's Einwurf noch am örtlichen Sightseeing Flugplatz vorbei und drohen dort damit, dass sich heute drei Gleitschirmflieger vom Berg stürzen, der sich momentan noch in Wolken hüllt. Der örtliche Chefpilot freut sich über unser Vorhaben, gibt einige Tipps und prognostiziert vor allem, dass sich die Wolkendecke in Kürze auflösen wird. Er behält Recht, am Car Park angekommen wandern wir bei fast wolkenlosem Himmel mit voller Zuversicht los. Nach zwei Stunden erreichen wir den Sattel zwischen beiden Bergen, Glenn entscheidet sich für Tongariro links, wir stapfen den Ngauruhoe hoch. Es ist sehr steil, anstrengend und von herunterrutschenden Wanderern poltern lustig Steine herunter. Kein Spaß. Nach weiteren 1,5 Stunden erreichen wir den Gipfel - was für ein Ausblick, was für ein tolles Gefühl, oben zu sein, Wahnsinn. Ich hatte sehr zu kämpfen, war deutlich langsamer als Robert. Mit 12 Kilo auf dem Rücken ist jeder Schritt unendlich schwerer. Oben öffnet sich ein etwa 200m großer Krater, mit einem vereisten See drin (den wir nicht sehen, aber er soll da sein). Überhaupt ist hier alles vereist und der Wind straff. Aus der gegenüberliegenden Richtung. Wir schlittern, hangeln, rutschen also auf die andere Seite. Noch mehr Eis, ein paar Wolken und ein irrer Ausblick. Und zuviel Wind. Wir entscheiden uns, ein wenig herabzusteigen, dort ist der Wind weniger käftig, wir wollen fliegen. Etwa 100m tiefer ist immernoch alles vereist, es ist die Südseite des Berges und die Sonne scheint hier praktisch nie richtig drauf. Wir versuchen bei nun moderatem Wind mehrfach, in die Luft zu kommen ... keine Chance. Das Eis hat durch den Wind überall Zapfen und Haken gebildet, in denen sich die Leinen des Gleitschirms permanent verhängen. Wir sind wirklich schon auf schlimmen Plätzen gestartet, aber hier ist es - auch wegen der Steigung und der ständigen Gefahr, abzurutschen - einfach nicht zu machen. Kein Spaß. Wir brechen ab - doch was nun? Weiter runter und auf bessere Bedingungen hoffen oder wieder hoch und den gleichen Weg zurück? Wir rutschen und hangeln uns weiter runter. Ohne Steigeisen und irgendwas festes an den Schuhen eine doofe Idee. Es dauert ewig, wir hangeln uns von Felsen zu Felsen, bis wir weicheren Schnee und Geröll erreichen. Hier ist es etwas einfacher zu gehen, aber noch immer sind wir auf etwa 1900m Höhe und es ist kein Ende in Sicht. Noch weiter unten verwerfen wir endgültig unser Vorhaben, hier fliegen zu wollen. Das Wasser ist längst aufgebraucht oder halbvoll (Robert) den Berg hinuntergerollt, die Beine schwer, der Rücken schmerzt, die Klamotten nassgeschwitzt, die Laune am Boden. Doch wir müssen zum Car Park zurück, wenn möglich vor Sonnenuntergang - sonst wird alles noch schwieriger, denn Lampen haben wir natürlich auch nicht dabei. Es geht endlose Geröllhalden und trockene Wasserläufe rauf und runter grob Richtung Camper Van. Die Sonne geht unter, hinter uns steigt der Vollmond frech hervor. Der Berg hat uns besiegt. Nach 9 Stunden und 20 Minuten erreichen wir das Ziel, komplett erschöpft, völlig am Ende. Und doch froh, auch wenn nichts aus dem schönen Plan geworden ist. Glenn hatte drüben am anderen Berg nicht weniger Pech, sein Schirm ist leicht demoliert, er konnte nicht starten, musste auch zurücklaufen. Es sollte wohl einfach nicht sein. Erkenntnis des Tages: es ist nicht der große Stein, der dich vorm Abrutschen sichert. Es ist das dünne Gras und seine Wurzeln, auf das du vertrauen kannst. Jaja, ich weiß, aber man denkt an so einiges, wenn man stundenlang durchs Gelände stolpert. Naja, und so einige andere Erkenntnisse gibts da auch noch. ;-)





Samstag, 2. Mai 2015

Mt. Tongariro #1

In Ermangelung eines Temperaturmessers gibt es bei mir das Nutella-Thermometer. Wenn Nutella zum Frühstück flüssig ist, dann ist Badehosenwetter. Nutella ist streichfähig, dann kurze oder dünne lange Hosen.
Heute früh ist das Messer abgebrochen. Ganze zwei Grad! Ja, auch im Camper. Denis musste die Lüfterheizung anmachen, bevor ich mich aus dem Bett rausgetraut habe. Eine heisse Dusche hat mich dann gerettet.
Der Wetterbericht zeigt starken Westwind an, zu viel zum fliegen. Wir wollen uns für unseren Superflug morgen vorbereiten und wandern den Mt Tongariro hoch. Eine alternative Route, auf der wir die einzigen sind. Anstrengender, aber auf schnellerem Weg stehen wir kurz nach 13 Uhr auf dem Gipfel. Keine Wolke am Himmel, der Wind ist viel schwächer als erwartet und kommt aus der richtigen Richtung. Vor uns eine weite Tiefebene mit vielen Landemöglichkeiten.
Einziger Schönheitsfehler: unsere Schirme liegen im Camper auf dem Parkplatz. Wir ärgern uns noch kurz und geniessen dann die fantastische Aussicht. Wir trennen uns später (diesmal im guten), weil ich die lange Route absteigen will, auf der man noch an Kratern und einem glitzernden Bergsee vorbeikommt. Unten treffen wir uns wieder und verabreden uns mit Glenn, den wir über das Forum kennengelernt haben und der uns morgen begleiten will. Beim Abendessen besprechen wir alles nochmals und gehen zeitig ins Bett. Diesmal hab ich mit langen Unterhosen gegen den kommenden Nachtfrost vorgesorgt.






Freitag, 1. Mai 2015

Mokau Whitebait Camping

Wir sind die einzigen Gäste auf dem Campingplatz, der auch nach osteuropäischen Standards ganze ein bis zwei Sterne verdient hat. Kakerlaken, Ekeldusche und Toiletten aus den Achtzigern, die wahrscheinlich das letzte Mal gereinigt wurden, als Modern Talking noch gemeinsam auf Tournee ging.
Als wir es uns nach dem Frühstück in unserem komfortablen Baumarkt-Sonderangebots-Campingstühlen bequem machen wollen, kommt selbstverständlich sofort ein aufmerksamer Mitarbeiter des Campingplatzes an und setzt den lautesten Rasentrimmer der Welt in Gang. Ganz dringend müssen irgendwelche Ecken gestutzt und Halme gekürzt werden, die ohne unsere Anwesenheit wahrscheinlich noch mindestens zwei Wochen vor sich gewachsen wären. Okay, die wollen uns hier wohl nicht.
Wir brechen auf, fahren zum Strand und warten auf das Eintreten der Prognose, um unsere Schirme auspacken zu können. Die Prognose lässt sich allerdings Zeit. Nachdem  uns die Sandmücken zerstochen haben und wir in unserem Umkreis mehrere Windanzeiger in Form von Plastiktütenschnipseln aufgehängt haben, die alle nicht die erhoffte Richtung anzeigen, spiele ich noch ne Stunde mit dem Schirm am menschenleeren schwarzen Sandstrand, während sich Denis mit einem halbstarken gelangweilten Mopedjungen unterhalten darf. Nachdem die 12 Uhr-Prognose um 16.30 immer noch nicht eingetreten ist, brechen wir in Richtung Tongariro-Nationalpark auf. Diesmal sparen wir mit meinen Abkürzungen im Vergleich zur Google-Maps-Empfehlung wirklich zehn Minuten. Dies ist aber eher darauf zurückzuführen, dass Denis den Camper mit über 60 auf regennassen Schotterpisten durch den Dschungel jagt.
Zum Abendessen gibts selbstgemachen Kartoffelmus, Spinat mit Ziegenfeta und Salbei-Hühnerfüße vom Grill.